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Verfahren und Wahl bringen CDU und Annegret Kramp-Karrenbauer den Medienschub
Zürich, 11. Dezember 2018. Seit Jahrzehnten belegen Wahlforscher immer das gleiche Verhalten des Stimmvolks: Wem es nicht gelingt, die eigene Position und die der Partei als einig zu vermitteln, wird vom Souverän nicht belohnt. Die verantwortlichen Journalisten wissen um diesen Fakt genauso wie der frühere Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Friedrich Merz. Dies gilt umso mehr für die am Streit zwischen Merkel und Seehofer schier wundgescheuerten Christdemokraten. Daher konnte nur die Kandidatin am Ende als Nachfolgerin von Angela Merkel gewinnen, die seit Start des Auswahlprozesses durchgehend im Medienbild den Eindruck des Verbindenden, der Geschlossenheit vermittelte (siehe dazu auch frühere Analysen von Media Tenor).
Merz wie Jens Spahn hätten ebenfalls diese Grundstimmung vermitteln können – aber sie entschieden sich für eine andere Strategie. Anstatt von den Spitzenkandidaten der EPP, Alexander Stubb und Manfred Weber zu lernen, wie konstruktives Ringen um das höchste Amt, dass diese Partei in Europa zu vergeben hat, gelingen kann, war jeder Auftritt - insbesondere von Merz – nur einem Ziel geschuldet: die Anti-Position zur Amtsinhaberin zu zelebrieren. Um die es letztendlich auch ging – aber nicht so offensichtlich. Und als Merz dann noch nicht einmal bereit war, seine laufenden Mandate niederzulegen, wurde immer offensichtlicher: Hier agiert kein Unternehmer, der um seines Landes, seiner Überzeugung Willen den Luther gibt, sondern hier geht es um etwas anderes. Jede Woche waren diese Zweifel in den Leitmedien seitenlang zu lesen. Auch geäußert von den Delegierten, die am Ende stellvertretend für die Millionen realen und potentiellen Stimmbürger entscheiden mussten, wem zuzutrauen ist, in den nächsten Wahlen neben den Inhalten auch glaubwürdig das Bild der Geschlossenheit zu vermitteln. Ein solches Image zeichnet die Grünen seit Monaten aus, auch wenn jedem Politik-Interessierten bewusst ist, dass dort nicht überall zu jedem Thema Einstimmigkeit herrscht. Aber von Kretschmer bis Habeck verstehen es die Grünen, Politik nicht vor allem als unlösbaren Konflikt zu vermitteln.
Warum Journalisten bis heute nur staunend über den Erfolg der Grünen schreiben und sich über ähnliches Verhalten nun bei der Union echauffieren, bleibt ihr Rätsel. Das konstante Sinken von Auflagenzahlen könnte hier seine Ursache haben.