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Diskrepanz zwischen Medien-Berichterstattung und Wählerinteressen
Zürich, 21. September 2017. Wenn die Deutschen am Sonntag zur Wahlurne gehen, sehen sie sich zur Asylpolitik, zu Fragen der inneren Sicherheit und zum Umgang mit der Türkei gut informiert, wenn nicht gar überinformiert. Bei Themen, die seit langem den Bürgern wichtig sind, bleiben dem Souverän die Unterschiede zwischen den Parteien unklar. Denn zu Recht sahen sich die Fernsehsender nach dem TV-Duell von Merkel und Schulz der Kritik ausgesetzt, dass viele drängende Fragen auf der Strecke geblieben sind, insbesondere solche, die den Alltag in Deutschland bestimmen: Rente, Pflege, Familie, Bildung.
„Der in diesen Tagen oft bemühte Vorwurf vom müden, langweiligen Wahlkampf hat seine Ursache auch in der Diskrepanz zwischen Medien-Berichterstattung und Wählerinteressen“, meint Roland Schatz, Gründer und CEO von Media Tenor International. „Die Medien haben oft genug den Finger nicht in die Wunde gelegt bei Themen, die augenfällig in Deutschland schief laufen.“
So überwand das Rententhema in den Medien nur im Juni die Wahrnehmungsschwelle als SPD-Kanzlerkandidat Schulz seine Rentenpläne vorstellte. Im Sorgenbarometer der Forschungsgruppe Wahlen rangiert das Thema aber vor der Bundestagswahl hinter der Zuwanderung auf Platz 2. Den Menschen ist das Thema außerordentlich wichtig. Und auch erst Ende August, als die meisten Deutschen, die dies betrifft, im Urlaub sind, stellt Schulz sein Bildungsprogramm vor. Nicht mal einen Monat vor der Wahl bekommt er aber nicht mehr genügend Gelegenheiten, den Bürgern seine Ideen über die Medien nahe zu bringen. Laut Sorgenbarometer wird das Thema den Menschen aber immer wichtiger.
Bezeichnend auch, dass die Debatte zum Pflegenotstand in Deutschland in der ARD-Wahlarena von einem Pfleger angestoßen wird. Wenn sich SPD-Kandidat Schulz des Themas nun erst eine Woche vor der Wahl mit einem „Neustart in der Pflege“ annimmt, kommt die Initiative zu spät.
Für diese Untersuchung hat Media Tenor International alle 25.025 Berichte über Parteien und Politiker in 20 deutschen Meinungsführer-Medien zwischen dem 1. Januar und 20. September 2017 analysiert. Alle Beiträge wurden durch professionelle Mitarbeiter ausgewertet. Die durchschnittliche Inter-Codierer-Reliabilität lag im 1. Quartal 2017 bei 86 %.
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